teammedia-Verlag, Leseproben
172 Das Gebirgsdetachement der Luftwaffe ist für die Rettung und Bergung von Be- satzungen und Flugzeugen nach Unfällen imGebirge zuständig. Die Bergführer, Flugzeugmechaniker und Seilbahnspezialisten üben ihre Tätigkeit im Neben- amt aus. Einige von ihnen rekrutieren sich heute wie in der Vergangenheit aus dem Detachement des Fliegerschiessplatzes Axalp. In den Anfangsjahren der Schweizer Militäraviatik ereigneten sich die Flugun- fälle vor allem im Umkreis der Militärflugplätze und im Mittelland. Die ersten Flugunfälle im Gebirge gab es im August 1927 auf dem Gotthardpass, im Januar 1933 beim Weissfluhjoch, im Mai 1934 auf dem Stanserhorn, im August 1938 amDruesberg imKanton Schwyz, imOktober 1941 in der Region des Limmeren- firns im Glarnerland und im Juni 1942 am Pilatus zu beklagen. Der Bezug des Réduits und der damit verbundene Bau von Gebirgsflugplätzen hatte auch die Verlagerung von Flugbewegungen in den Alpenraum zur Folge. Entsprechend musste mit einer Zunahme von Unfällen in unwegsamem Gelände gerechnet werden. Die Bergung von verletzten oder toten Besatzungsmitgliedern nach Flugun- fällen sowie der Abtransport der Flugzeugwracks in schwer zugänglichem Ge- lände verlangte nach Spezialisten, die sich sicher im Gebirge bewegen und die alpinen Gefahren einschätzen konnten. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, waren auf den Militärflugplätzen in Buochs, Dübendorf, Interlaken, Lodrino und Sion Such- und Bergungsequipenmit der notwendigen Ausrüstung stationiert. Bei Bedarf wurden sie dabei durch Angehörige der Armee unter- stützt. Wie die folgenden Ereignisse zeigen, waren die Equipen in ihrem Handeln ein- geschränkt, da sie bei den Bergungsarbeiten weder auf Flugzeuge noch auf Helikopter zurückgreifen konnten: Im Oktober 1941 stürzte eine Morane am Schaf-Selbsanft GL nördlich des Limmerenfirns ab. Das Flugzeug wurde zer- stört und der Pilot fand den Tod. Der Abtransport der Flugzeugtrümmer ins 1600Meter tiefer gelegene Tal war nicht möglich. Diese wurden 50Meter unter- halb der Aufschlagstelle vergraben und mit Geröll und Steinplatten zugedeckt. In einer Vrille schlug eineMorane imDezember 1943 in der Leventina zwischen Biasca und Lodrino TI im Gelände auf und brannte aus. Ein Detachement des Armeeflugparks (A Fl Pk) barg noch am gleichen Tag die sterblichen Überreste des Piloten und brachte sie zu einer Hütte. Vier Armeeangehörige trugen am nächsten Tag die Leiche in einem sechsstündigen Abstieg nach Biasca, wo sie in einem Schulzimmer aufgebahrt wurde. Gebirgsdetachement der Luftwaffe Spezialisten bei Unfällen im Gebirge Bewährungsprobe bei Gauligletscher-Rettung Auf dem Militärflugplatz Meiringen wurde ab 1946 eine berggewohnte Ret- tungsequipe zusammengestellt, die innerhalb kurzer Zeit einsatzbereit war. In einer Baracke war die Ausrüstung bestehend aus Skischuhen, Ski, Rettungs- schlitten und weiterem Material eingelagert. Im Winter 1944/1945 prüften während drei Tagen und Nächten Mitarbeitende des Flugplatzes Meiringen und des Schiessdetachements Axalp die Tauglichkeit der Fieseler Störche im Schneebiwak bei bis zu minus 25 Grad Celsius. Auch der Transport von Lawi- nenhunden, Rettungsmaterial und der Abwurf von Hilfsgütern wurde erprobt. Diese Übungen stellten unbewusst Hauptproben für die Rettungsaktion auf dem Gauligletscher dar. Die erfolgreiche Bergung der Passagiere der amerika- nischen Douglas C-53 vom Gauligletscher im November 1946 zeigte eindrück- lich, wie wichtig erfahrene Gebirgsrettungsspezialisten sind, die auch einen Bezug zur Fliegerei haben. Den Angehörigen des Schiessdetachements Axalp ist es massgeblich zu verdanken, dass die Rettung der verletzten Insassen der C-53 erfolgreich verlief. Ein Fieseler Storch mit zurückgeklappten Flügeln im Schneebiwak. – A Fieseler Storch with folded back wings in a snow bivouac. Foto VBS
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